Viorel ROMAN

Der Kampf um Deutungshoheit in Rumänien 2018-04-28
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Der Kampf um Deutungshoheit in Rumänien. Johannis oder Dragnea?

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. April 2018, berichtet, dass der Staatspräsident Klaus Werner Johannis den Rücktritt der Ministerpräsidentin Vasilica Viorica Dancila verlangt, weil Sie für ihrem Amt „nicht gewachsen“ sei. Es geht um mehr, um Ost- oder Westorientierung Rumäniens. Wer hat die Deutungshoheit, Johannis oder die orthodoxen Bojaren aus Moldau und Walachei geführt von Liviu Drangen? Dancila gilt als Marionette des sehr mächtigen Parlaments- und PSD-Vorsitzenden Dragnea, der nicht Ministerpräsident werden darf, weil er vorbestraft ist.

Bei dieser politische Kampf wird übersehen, dass nur Siebenbürgen, Banat, Bihor, Maramuresch, in dem Imperium Romanum Nationis Germanicae historisch gesehen, eingegliedert war. Moldau und Walachei ertrugen fünfhundert Jahre die irrationelle und korrupte Verwaltung des türkisch-muslimischen Kalif/ Sultans, sowie dessen griechisch-orthodoxen Patriarchen aus Konstantinopel und im 20 Jh. die Diktatur der orthodoxen-kommunisten aus Moskau.

Seit 2007 ist das Land zwar in der UE, aber im Zentrum von Bukarest thront eine neue Kemal Atatürk Statue und die orthodoxe Bevölkerung ist nach Konstantinopel und Modsau orientiert. Der jahrhundertelang Kampf des moldo-walachischen Fürsten mit den Bojaren (heute Staatsräsident und Parlament) unter der Einbeziehung einer Großmacht (heute EU/NATO) war und ist die Regel. Ein säkularisierten Staat wie im Westen gab es in Bukarest nie, nur feudale Verhältnisse. Die sind sowohl erzwungen als auch freiwillig entstanden und prägte nicht nur die Gesellschaftsstruktur, sondern sind auch das wichtigste, wenn nicht das einzige Element der staatlichen Ordnung.

In Rumänien gibt es keine einheimischen Banken oder nennenswerten Unternehmen, sondern nur westliche Filialen. Die einheimischen Bojaren, jetzt mit Immunität in Parlament, bereichern sich nur aus Verträge mit dem Staat, deshalb ist der politischen Kampf mit dem Staatspräsidenten so erbittert. Arbeitsplätze, Verträge, Diplomen usw. alles werden erkauft. Überall herrscht Korruption und Vetternwirtschaft. Die Politiker riskieren nichts, sondern plündern den Staat ganz legal. Das Pech haben die Steuerzahlen. Fünf Millionen sind bereits in den Westen geflüchtet.

Bojaren bzw. die sogenannte neue demokratische politische Klasse versucht sich so westlich wie möglich zu geben, aber die Korruption ist allgegenwärtig und flächendeckend, wie in berühmt-berüchtigten Konstantinopel. Die persönliche Sicherheit, Armut, Gesundheit- und Bildungswesen sind weitgehend privatisiert. Es gibt nur noch sehr Reiche und viele Arme. Obwohl EU über 30 Milliarden Euro zur Modernisierung des Landes bereitgestellt hat, werden sie sehr wenig in Anspruch genommen, weil die EU-Kontrolle das Gewohnheitsrecht der Bojaren stört.

Rumänien wird am 1. Januar 2019 die EU-Ratspräsidentschaft für ein halbes Jahr übernehmen. Das bedeutet viel Verantwortung, aber auch große Herausforderungen. Entweder werden der Staatspräsident und einige wenige demokratische EU-Grundregeln respektiert, oder die postkommunistische politische Klasse übernimmt die ganze Macht und der orthodoxe Putinismus wird in der EU salonfähig.

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